Heute habe ich in der Zeit vom 23.04.2020 ein Interview mit dem Postchef Frank Appel gelesen. Es ging natürlich um Corona, auch um Globalisierung und Lieferketten. Allerdings wurde ebenfalls gefragt, inwieweit er es hinsichtlich sozialer Gesichtspunkte für angemessen hält, dass er ungefähr das 200-fache Gehalt eines Paketzustellers erhält. Seine Antwort (s.u.) finde ich ehrlicherweise etwas anmaßend. Ich bin überhaupt nicht gegen Gehaltsunterschiede, es können auch größere sein. Diese reflektieren meist höhere Verantwortung, das Übernehmen von Risiken und nicht zuletzt auch einen Ausgleich für eventuell weniger Lebensqualität durch weniger Freizeit und mehr Stress. Und letzten Endes ist es natürlich auch eine Frage des Marktes. Aber zu erklären, man selber sei der Top-Scorer wie im Fußball und die anderen seien seine Zeugwarte (denn nichts anderes sagt er), ist schon sehr abgehoben.
Leider ist diese Art von Einstellung meines Wissens nach eher die Regel als die Ausnahme. Und solange eine Unternehmensleitung so denkt (und dadurch natürlich implizit auch so handelt), bleiben alle Slogans zu Mitarbeiterorientierung und gewolltem wertschätzenden Umgang miteinander nur leere Worthülsen. So erreicht man seine Mitarbeiter nicht. Ich jedenfalls würde unter diesen Prämissen nicht für Herrn Appel arbeiten wollen, so als sein Zeugwart.