#article_ Ein Buch von Christian Kracht – Faserland

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Gesellschaft / Literatur

Ich bin neulich auf dieses Buch gestoßen, ich weiß nicht mehr warum und auf welchem Weg. Jedenfalls habe ich es nun in wenigen Tagen durchgelesen (kein Wunder, es ist relativ schmal). Es ist von 1995 und das soll an Information reichen. Wer mehr zu Verlag und Autor wissen möchte, dem sei der Wikipedia-Link empfohlen.

Eins vorweg, ich mochte das Buch sehr. Der Protagonist hat etwas, was ihn mir trotz aller im Buch beschriebenen Widerlichkeiten (durch und an ihm und von ihm erlebte), sympathisch und mitleidverdienend erleben lässt. Es spielt in einer Zeit, die mir aufgrund meines Alters vermutlich relativ nah ist. Wobei ich mit meiner ostdeutschen Vita wohl eher nicht von solchen Erlebnissen „betroffen“ sein konnte. Allerdings kannte ich zu der Zeit Menschen, bei denen ich mir ähnliches vorstellen konnte. Es geht aus meiner Sicht vor allem um Midtwenties nach der Wende, die im Westen (also gemeint nicht nur Westdeutschland) der 2. Nachkriegsgeneration angehörten und deren Elterngeneration auf welchen Wegen auch immer relativ große Vermögen angehäuft hatten. Und nun beschreibt Kracht, wie es diesen Kindern geht. Wie es ihnen geht mit der vielen Kohle, den großen Wohnungen in Hamburg, Frankfurt oder München, für die sie nichts können. Wie es ihnen geht, ohne irgendeine (im Buch sichtbare) Anwesenheit ihrer Eltern, ohne die Notwendigkeit für sich sorgen zu müssen, einfach nur da zu sein und wie schwer das ist, dieses Einfachnurdasein.

Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass ich dieses Buch gerade jetzt in die Hände bekommen habe. In einer Zeit, wo auch im Osten die 2. Generation nach der Wende aufwächst, die zum Teil (sicher nicht zum größten) ähnliche Sinn-Krisen erleben wie im Buch beschrieben. In einer Zeit, wo an sich viel über Orientierung bzw. deren Abhandensein gesprochen wird. Ich fand das Buch jedenfalls absolut aktuell und man kann es heute sicher genauso lesen wie vor über 20 Jahren.

Irgendwie hat es mich auch an Stuckrad-Barre und Soloalbum erinnert. Ich weiß gar nicht mehr, worum es in Soloalbum ging. Aber ich meine der Stil von Stuckrad-Barre und Kracht ist ähnlich. Vielleicht sollte ich das als Anlass nehmen, Soloalbum nochmal aus dem Regal zu nehmen und zu entstauben.

P.S.: Übrigens ist meine Interpretation des Titels: alles zerfasert…nichts ist fest..belastbar..zuverlässig. Aber es gibt sicher noch viele andere Interpretationsmöglichkeiten, oder?

Der Autor

Systemisches - Denken - Wirtschaften

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