#article_ AfD-Deutschland. Ein Wintermärchen

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Gesellschaft / Politik

Zugegeben, das Werk von Heine, an welches ich mich im Titel anlehne, hat jetzt vielleicht nicht so viel mit dem letzten Wahl-Wochenende zu tun. Aber ich schaute heute aus dem Fenster, es schneite und ich dacht‘ an Deutschland in der Nacht und da fiel mir einfach auf, dass Heine aktuell vielleicht doch ein ganz guter Analyst wäre. Aber das müssen jetzt die Literaturfreunde übernehmen. Bei mir ist das zu lange her mit dem Wintermärchen und den Nachtgedanken.

Was mir als einer der ersten Gedanken zu dem Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt einfiel…da sind die wohl alle etwas zu früh aufgestanden dort, im Land der Frühaufsteher, und waren noch etwas benebelt an der Wahlurne. Andererseits ist in Anbetracht der Ergebnisse in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg das typische reflexartige Einschlagen auf Ostdeutschland etwas schwerer geworden. Ok, stimmt, es waren dann trotzdem einige Prozent mehr für die AfD in Sachsen-Anhalt. Aber 10-12% im Westen ist jetzt auch kein so leicht wegzudiskutierendes Ergebnis.

Aber wieviel Prozent auch immer es jeweils sind, jedes davon ist zu viel. Aber vielleicht notwendig. Und letzten Endes war es ja auch nicht wenig überraschend. Wer sich zumindest im Osten mal etwas im Verwandten- und Bekanntenkreis umgehört hat, musste mit einem solchen Ergebnis rechnen. Die einen waren für die AfD, weil ihnen einfach nichts anderes einfiel im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die anderen wählten die AfD, weil sie sich wohl um die eben genannten sorgten. Das klingt jetzt vermutlich sarkastischer, als ich es meine. Tatsächlich gibt es jetzt dieses Ergebnis und das hat seine Gründe.

Über diese wird nun viel diskutiert und nachgedacht und grundsätzlich bin ich ganz zuversichtlich, dass das die anderen Parteien ziemlich gut machen werden. Schließlich ging und geht es grad allen an den Kragen. Das ist das „Gute“ an der momentanen Situation. Alle haben ein Problem. Auch die SPD! Selbst wenn das Herr Gabriel gestern in der ZDF-Sendung „Was nun…“ elegant auf die CDU/CSU abwälzen wollte. Aus meiner Sicht kein besonders kluger Weg. Viele haben auch deswegen der AfD ihre Stimme gegeben, weil „die da oben“ (=etablierte Parteien) sich immer nur gegenseitig die Schuld zuschieben und letzten Endes „uns hier unten“ (=AfD-Wähler) am Ende doch wieder nicht geholfen wird (wobei auch immer).

Bei einer der zahllosen Talk-Shows am Sonntag oder Montag konnte man auch beobachten, dass der ein oder andere wieder versuchte, Lehrer-mäßig die Dummheit oder Inkompetenz oder welches Defizit auch immer der AfD nachzuweisen. Auch das führt m.M. nicht zum Erfolg. Das kann man evt. mit Splitter-Parteien mit 1-2% Wählerschaft machen. Weist man aber der AfD jetzt die ganze Dummheit und Inkompetenz (die ja unbestritten in ihr steckt) permanent nach, so muss man davon ausgehen, dass mindestens auch 10-25% der Bevölkerung das Gefühl bekommen, für nicht kompetent und dumm gehalten zu werden. Schließlich haben sie ja die AfD gewählt. Kein besonders gutes Gefühl, oder?

Ich fände ja am interessantesten folgenden Weg: Nehmt die AfD-Parlamentäre in die Pflicht, setzt sie in die entsprechenden Ausschüsse und Entscheidungs-Gremien und lasst sie ihre parlamentarische Arbeit tun. Daran ist doch bis jetzt noch jeder Politiker gescheitert (oder besser gesagt: auf dem Boden der Tatsachen angekommen).

Der Autor

Systemisches - Denken - Wirtschaften

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