Verkommenheit?! Wie mich Herr Joffe von der ZEIT und WIESENHOF letzte Woche schockierten.

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Gesellschaft / Politik / Wirtschaft

Als ich letzte Woche (es war Donnerstag, der 01.09.2011) mal wieder auf meinen Flug wartete, nahm ich das Handelsblatt zur Hand, um mich in diesen turbulenten Zeiten wirtschaftlich weiter zu bilden. So war zumindest die Hoffnung. Nachdem ich nach auch interessanten Artikeln (man muss fair bleiben) zur letzten Seite kam, fand ich dort die regelmäßige Kolumne vor. Dieses Mal kommentierte Herr Josef Joffe, seines Zeichens nicht nur regelmäßiger Kolumnist im Handelsblatt, sondern vor allem auch Herausgeber der ZEIT. Die Überschrift seiner Kolumne „Das große Staatsversagen“ sprach mich an, bin ich doch auch der Meinung, dass wir in den letzten Monaten und Jahren einiges davon erlebt haben. Mich interessierte, welches davon er meinte. Nun will ich hier nicht darstellen, was alles er zu diesem(n) Staatsversagen schrieb. Aus meiner Sicht war nicht grundsätzlich Neues dabei.

Jedoch muss ich über eines hier schreiben. Ich stolperte über einen Satz, den ich so ungeheuerlich fand, dass ich ihn hier zitieren und auch kommentieren muss. Es ging darum, dass der Staat große Banken und andere Pleitestaaten in der Finanzkrise unterstützt hat und dass auch noch tut und damit eben vor allem Investoren und Aktionäre geschützt und unterstützt hat.

Herr Joffe sagt also folgendes:„Anstößig ist nur, dass er (also hier meint er den Staat) nach dem Prinzip „too big to fail“ verfährt und Pleiteländer wie Banken rettet, also Investoren und Aktionäre. Richtig ist, dass diese sich endlos bereichert haben – wie es jeder von uns täte, wenn er nur könnte.  Unverzeihlich auch für Freunde des Marktes ist es, dass manche Finanzhäuser zumindest gegen Treu und Glauben verstießen, …“

So, bitte einfach noch einmal den zweiten Satz auf der Zunge zergehen lassen. Ich stockte auch erst beim Lesen des Artikels. Las den Satz dann noch einmal und dachte so bei mir – das kann er doch nicht wirklich denken, geschweige denn sagen. Für mich bedeutet das, dass Herr Joffe sich genauso verhalten würde, wie diese Banker. Also zumindest diese, welche bewusst die Märkte (Immobilienmärkte anfangs, Finanzmärkte anschließend) so beeinflussten und manipulierten, dass sie bewusst in Kauf nahmen, dass ganze Banken und Staaten, aber auch Immobilienbesitzer und Kleinaktionäre in den Ruin getrieben wurden, bei gleichzeitiger endloser Bereicherung ihrerselbst. Und als man sich gerade noch fragte, was das für Typen sind, die solche Dinge verursachen und gnadenlos durchziehen, wohlwissend, was sie damit anrichten, kommt doch dieser Josef Joffe daher, immerhin Herausgeber der ZEIT seines Zeichens und sagt, dass er das genauso machen würde. Vielleicht, nein, bestimmt sind diese Art von Menschen die Hauptursache für solche fatalen Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft. Menschen, denen ein natürlicher Impuls fehlt, Situationen, die vielleicht nicht staatlich oder durch andere Werke geregelt sind, immer zu Ihren Gunsten ausnutzen und damit diese uns mittlerweile wohlbekannten Exzesse auslösen.

Und wie kommt Herr Joffe dazu, uns alle mit sich auf diese (üble) Stufe zu stellen. Ein Grund mehr, dieses hier zu schreiben.

Wobei er nicht allein ist, natürlich. Ebenfalls letzte Woche kam ein Bericht im Fernsehen (auf ARD – Das System WIESENHOF), der üble Zustände in den Ställen der Firma WIESENHOF beschrieb und zeigte. Auch hier das gleiche Muster, wie sagte Herr Joffe so schön: „…wie es jeder von uns täte, wenn er nur könnte.“ Natürlich möchte ich nicht Herrn Joffe unterstellen, dass er die Hühner und Hähne so misshandeln lassen würde, wie der Chef von WIESENHOF laut dem Bericht in der ARD es seine (Leih-)Mitarbeiter hat tun lassen. Aber das Prinzip, jegliche ethische und moralische Bedenken zur Seite zu schieben, um seinen eigene Wohlstand/Gewinn/Kontostand zu maximieren, scheint mir doch in beiden Fällen sehr ähnlich zu sein.

Ich bin sicher kein Gutmensch und auch ich versuche, so durch mein Leben zu kommen, dass es mir und den mir Nahen gut geht. Und der ein oder andere, der mir in meinem Leben begegnet ist, mag auch nicht nur positiv über manches Handeln von mir gedacht haben.

Aber gegen eines sollte man sich doch wirklich erwehren und empören (Dank an Stéphane Hessel für seinen „Empört Euch!“ Aufruf!) – dieses rücksichtslose, menschen (und tier-)verachtende Tun mancher schamloser Egoisten!!!

Der Autor

Systemisches - Denken - Wirtschaften

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