China – „Die Sterblichen“

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Gesellschaft / Literatur / Politik

2010-08-01

„Ich lese gerade ein tolles Buch. Es ist von Yiyun Li und heißt „Die Sterblichen“. Ich weiß gar nicht mehr, woher ich die Empfehlung hatte. Irgendwo stand geschrieben, dass es ein tolles Buch ist. Und das ist es tatsächlich!

Es handelt in China und spielt Ende der 70er Jahre, in der postmaoistischen Zeit. Sollte es nur ansatzweise realistisch die damaligen Bedingungen in China widerspiegeln, so führt es jemanden wie mich, der sich bisher noch nicht wirklich mit diesem Land und insbesondere dessen Kultur beschäftigt hat, zu echtem Erstaunen. Es ist wirklich unbegreiflich, unter welchen Bedingungen dort die Leute gelebt haben, in einer Zeit, in der in Deutschland schon alle möglichen Luxusgüter und -lebensbedingungen vorhanden waren. Und vermutlich gibt es in den ländlichen Regionen und Randgebieten der großen Städte durchaus heute noch vergleichbare Bedingungen.

Aber was noch viel bemekenswerter für mich ist und in dem Buch deutlich beschrieben wird, mit welcher unglaublichen Brutalität und Menschenfeindlichkeit sowohl in der maoisischen Zeit wie auch danach mit dem chinesischen Volk umgegangen wurde. Sicher kann man das nicht verallgemeinern, aber in den im Buch geschilderten Fällen wird das schon sehr deutlich. Jedoch ist das erstaunlichste daran nicht, dass so etwas gemacht wurde. Da gibt es überall in der Welt und nicht zuletzt in Deutschland ja leider genügend Beispiele. Die Art und Weise wie die Chinesen dieses Leid aber ertragen, zum Teil als Opfer sogar rechtfertigen, ist für mich schwer zu verstehen bzw. nachzuvollziehen.

Leider weiß ich zu wenig über das Land, dessen Geschichte und Kultur, um mir darüber eine gute Meinung bilden zu können. Mich würde einerseits interessieren, wieso die herrschenden Mächte jeweils scheinbar mit ziemlich brutalen Methoden die Macht erhalten können (irgendwie fand ich diese Brutalität, auch wenn das jetzt vielleicht blöd klingt, schon in den Samurai-Filmen meiner Kindheit und Jugend bemerkenswert). Und das ist ja schon seit vielen Jahrhunderten so. Zum anderen ist es natürlich interessant, dass scheinbar ein Großteil des chinesischen Volkes diese Dinge auch schon seit Jahrhunderten erträgt und durchaus für gerecht empfindet (oder auch nicht und es trotzdem erträgt?!).

Sollte einer der Leser hierzu gute Literaturhinweise geben können, die mir bei der Beantwortung der Fragen helfen, wäre ich sehr dankbar.

Auf jeden Fall kann ich jedem „Die Sterblichen“ empfehlen. Es ist fesselnd geschrieben und erschüttert zutiefst in der Normalität der Traurigkeit und täglichen Gewalt.“

Der Autor

Systemisches - Denken - Wirtschaften

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